Kriminalitätsbekämpfung

10 Jahre SOKO Kfz – keine Gnade mit Autodieben

Anlässlich des 10-jährigen Bestehens der SOKO Kfz informiert das Bundeskriminalamt über Aufbau und Aufgaben der Sonderkommission und zieht Bilanz über Ermittlungserfolge. 8.945 Fahrzeugdiebstähle wurden 2009 zur Anzeige gebracht, 2018 war es mit 2.224 um gut 75 Prozent weniger. Diese Entwicklung ist vor allem auf die Einrichtung der Sonderkommission (SOKO) Kfz zurückzuführen.

Am 1. Oktober 2009 wurde die Sonderkommission zu Bekämpfung von Fahrzeugdiebstählen gegründet. Hauptaufgabe des kriminalpolizeilichen Teams ist das Ausforschen von Autodieben mit nationalem und internationalem Bezug. Besonderes Augenmerk wird aber nicht nur auf die Festnahme der Verdächtigen, sondern auch auf die Zerschlagung von ganzen Täterstrukturen gelegt. Das derzeit neunköpfige Experten-Team ist in Eisenstadt stationiert und steht unter der fachlichen Leitung des Bundeskriminalamts (BK). Die grundsätzliche Zuständigkeit erstreckt sich auf die Bundesländer Wien, Niederösterreich, Burgenland und Steiermark, macht jedoch im Rahmen ihrer Ermittlungen weder vor Länder- noch Staatsgrenzen halt. Autodiebe sind in der Regel bandenmäßig und arbeitsteilig organisiert und grenzüberschreitend tätig. Das verlangt auch eine internationale Bekämpfung dieser Kriminalität. Die Beamten der SOKO Kfz sind Spezialisten bei der Identifizierung von Fahrzeugen, sie führen umfangreiche, komplexe Amtshandlungen und werden bei ausländischen Sicherheitsbehörden als sehr kompetente Partner geschätzt. Die Beamten sind Mitglieder von Ermittlungsteams im Rahmen von Europol, Interpol und Frontex. Ihr Know-how geben die Beamten der SOKO Kfz in Schulungen innerhalb Österreichs als Bundes- oder Landestrainer und auch bei Interpol-Vorträgen an Polizistinnen und Polizisten weiter.

Bilanz 10 Jahre SOKO Kfz
Das 10-jähige Bestehen der SOKO gibt auch Anlass, Bilanz zu ziehen: Seit 2009 wurden 371 Amtshandlungen geführt und im Zuge dieser konnten 1.805 gestohlene Fahrzeuge im Wert von rund 42 Millionen Euro den 639 ausgeforschten Tatverdächtigen zugeordnet werden. 325 der Verdächtigen wurden auf frischer Tat betreten oder aufgrund eines europäischen Haftbefehls festgenommen, insgesamt 640 Fahrzeuge im Wert von ungefähr 19 Millionen Euro wurden von der SOKO Kfz sichergestellt.

Herausragende Amtshandlungen
Einige Monate nach Gründung der SOKO kam es im Sommer 2010 zu einer Serie von Diebstählen von Fahrzeugen der Marke BMW rund um den Neusiedler See. Dabei wurden nachts vor Hotels und Pensionen und tagsüber während der verschiedenen kulturellen Veranstaltungen hochpreisige Fahrzeuge der Besucher aufgebrochen und mit manipulierten Funkschlüsseln gestohlen. Zwei der so gestohlenen Fahrzeuge konnten in Ungarn sichergestellt werden. Dabei geriet eine ungarische Tätergruppe ins Visier der Ermittler. Es konnte ein ungarischer Tatverdächtiger beim Diebstahlsversuch eines BMW X6 festgenommen werden, ein weiterer Täter flüchtete. Nach der Festnahme endete diese Diebstahlserie im Burgenland und verlagerte sich in die Südsteiermark. Nach monatelanger Ermittlungsarbeit konnten schließlich 22 Täter ausgeforscht und acht ungarische Verdächtige in Österreich festgenommen werden. Insgesamt wurden ihnen 52 BMW Diebstähle nachgewiesen. Die beiden Haupttäter wurden zu sieben und achtjährigen Haftstrafen verurteilt. Der Gesamtschaden durch die Fahrzeugdiebstähle betrug 1,2 Millionen Euro.

Im Jänner 2012 brachten Ermittler der SOKO Kfz im Zuge von Einvernahmen in Erfahrung, dass in Österreich gestohlene Fahrzeuge nach Ungarn verschoben, dort in deren Einzelteile zerlegt und anschließend diese Teile wieder zurück nach Österreich zu einem Gebrauchtfahrzeug-Teilehändler in der Steiermark gebracht werden. Von der Staatsanwaltschaft in Graz erging der Auftrag für Erhebungen gegen den Inhaber der Firma. Dabei wurde festgestellt, dass Lieferanten aus Polen, der Slowakei, Ungarn und Slowenien regelmäßig Fahrzeugteile anlieferten, wobei die die Seriennummern der gelieferten Motoren auf Auftrag des Händlers bereits verändert worden waren. Verkauft wurden die Ersatzteile über das Internet und telefonische Bestellungen. Die Teile wurden dann per Post verschickt, per Boten geliefert oder von den Käufern abgeholt. Im Jänner 2013 wurden acht Hausdurchsuchen bei der Firma und an den Wohnadressen des Inhabers und der Angestellten durchgeführt. Dabei waren 130 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz. Der Inhaber des Geschäfts und ein weiterer Verdächtiger wurden festgenommen. Alleine die Durchsuchung der Firma samt Zuordnung der Teile zu Fahrzeugen dauerte fünf Wochen. Es wurden Motoren, Getriebe, Airbags, Türen, Motorhauben, Steuergeräte usw. sichergestellt, welche zu mehr als 500 gestohlenen Fahrzeugen zugeordnet werden konnten. In vielen Fällen wurde fast das gesamte Fahrzeug zerlegt wiedergefunden.

2016 kam es zu einer Serie von Citroen- und Peugeot-Diebstähle in Wien. Die SOKO KFZ nahm die Ermittlungen auf und stellte fest, dass die gestohlenen Fahrzeuge unmittelbar nach der Tat über Nickelsdorf nach Ungarn und von dort nach Serbien verbracht wurden. In Zusammenarbeit mit den serbischen und ungarischen Beamten konnten zwei serbische Tatverdächtige ausgeforscht werden. Die Tatverdächtigen konnten im Rahmen von Überwachungen auf frischer Tat beim Diebstahl eines Peugeot erwischt und festgenommen werden. Den beiden wurden 20 Fahrzeug-Diebstähle mit einer Gesamtschadenssumme von 380.000 Euro nachgewiesen.

2017 konnten die Beamten der SOKO Kfz in Wien eine Serie von elf Mazda- und Ford-Diebstählen klären und vier serbische Tatverdächtige ausforschen. Gesamtwert der gestohlen Fahrzeuge betrug 316.000 Euro.

Im November 2018 häuften sich die Diebstähle von Mercedes. Die Ermittler der SOKO Kfz forschten vier bulgarische Tatverdächtige aus, die die Fahrzeuge in Wien entwenden und diese dann über Ungarn und Serbien nach Bulgarien verschoben. In Bulgarien wurden die Fahrzeuge zerlegt und die Teile verkauft. Dazu hatten die Täter in Bulgarien eigens eine Firma gegründet. Im Jänner 2019 reisten die Tatverdächtigen nach Österreich ein und wurden von den SOKO-Beamten gemeinsam mit Beamten der EGS Wien observiert. Beim Versuch einen weiteren Mercedes zu stehlen, wurden die Verdächtigen auf frischer Tat ertappt und festgenommen. Es konnten ihnen 16 Diebstähle in Wien mit einer Schadenssumme in der Höhe von 420.000 Euro nachgewiesen werden. In den Täterfahrzeugen und in den Hotelzimmern konnte zahlreiches technisch neues Equipment für den Fahrzeugdiebstahl vorgefunden werden.

Artikel Nr: 17356 vom Sonntag, 6. Oktober 2019, 08:00 Uhr
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