Wirtschaftskriminalität

Geldwäscherei 2018: Zahl der Verdachtsmeldungen gesunken

Im Bundeskriminalamt wurden 2018 insgesamt 3.494 Geldwäscheverdachtsfälle bearbeitet. Gesunken sind vor allem Betrugs- und Steuerdelikte sowie Fälle von Nichtoffenlegung von Treuhandbeziehungen. Bundesweit wurden insgesamt knapp 10 Millionen Euro aufgrund von Verdachtsmeldungen sichergestellt.

2018 verzeichnete die Geldwäschemeldestelle im BK insgesamt 3.494 Eingänge. Im Vergleich zum Vorjahr, in dem 3.820 Meldungen eingingen, bedeutet dies eine Minderung von 8,5 Prozent. In 2.744 Fällen handelte es sich um konkrete Geldwäscheverdachtsmeldungen. 97,55 Prozent der Verdachtsmeldungen (2.710) stammten von Banken. Die restlichen Meldungen erfolgten von Rechtsanwälten (23 Meldungen), Notaren (15 Meldungen) sowie Versicherungen (18 Meldungen). In Österreich sind nicht nur bestimmte Berufsgruppen zur Erstattung von Meldungen an die Geldwäschemeldestelle verpflichtet. So wurden 2017 auch insgesamt 69 Hinweise und Sachverhalte anderer Behörden der Geldwäschemeldestelle gemeldet. Weiteres konnte ein Anstieg von rechtskräftigen Verurteilungen wegen des Tatbestandes der Geldwäsche von 53 auf 66 verzeichnet werden. Das ergibt ein Plus von 25 Prozent.

Betrugs- und Steuerdelikte
Die Verdachtsmeldungen werden durch die Meldestelle in Deliktsbereichen kategorisiert. Eine deutliche Senkung konnte 2018 bei Betrugsdelikten, von 1.787 auf 1.491 Sachverhalte, bei Steuerdelikten, von 111 auf 92 Sachverhalte, bei Korruption, von 28 auf 14 Sachverhalte sowie bei Nichtoffenlegung von Treuhandbeziehungen, von 60 auf 49 Sachverhalte, festgestellt werden. In 272 Fällen war keine eindeutige Zuordnung zu einem konkreten Deliktsbereich möglich.
Ein leichter Anstieg wurde im Deliktsbereich Geldwäsche von 1.318 auf 1.341 Meldungen dokumentiert

Internationaler Austausch essentiell
Im Jahr 2018 leitete die Geldwäschemeldestelle in 590 Fällen einen internationalen Schriftverkehr ein, um nähere Informationen zu den übermittelten Sachverhalten und den gemeldeten Firmen oder Personen einzuholen. Das entspricht einem Anstieg von 22,4 Prozent. Eine weitere Herausforderung stellt die zunehmende Verlagerung der Kriminalität ins Internet dar. Daher werden internationale Kooperationen und Netzwerke immer wichtiger im Kampf gegen Geldwäscherei. Dies erfordert zudem den Einsatz neuer Informationstechniken sowie regelmäßiger Schulunsgmaßnahmen.

Money Mules
Eine Methode der Geldwäsche, die auch in Österreich immer häufiger vorkommt, nennt sich Money Mule ("Geldesel"), oder Finanzagenten. Money Mules sind von Kriminellen beziehungsweise deren Organisationen rekrutierte Personen, die den Auftrag haben, die illegal erwirtschafteten Vermögenswerte der Hintermänner weiter zu transferieren. Die Zielkonten befinden sich im Ausland, zumeist ist eines davon auch in Übersee. Oftmals werden sie durch gefälschte Annoncen in sozialen Medien geködert, indem ihnen eine lukrative Verdienstmöglichkeit mit wenig Aufwand in Aussicht gestellt wird.
Auch wenn den Money Mules häufig nicht bewusst ist, dass es sich bei den Geldern um illegal erlangte Vermögenswerte handelt, so kann es je nach subjektiver Tatseite jedoch auch zu einer strafrechtlichen Verurteilung kommen, da sie für das Gelingen der Geldwäsche eine entscheidende Rolle spielen.

Gefahr Online-Banken
Eine zunehmende Gefahr, die ihren Ursprung in Deutschland hat, ist im Bereich der Online-Banken zu sehen. Diese bieten häufig ein vereinfachtes Identifikationsverfahren (Video-Identverfahren) für die Eröffnung eines Kontos an. Solche Konten werden von nichtsahnenden Dritten eröffnet, um später von Kriminellen gekapert beziehungsweise gekauft zu werden, um den Betreibern von Fake-Shops eine Verschiebung ihrer illegal erwirtschafteten Geldern zu ermöglichen. Die Geldwäschemeldestelle verzeichnete 2018 eine Vielzahl an Erkenntnismitteilungen aus Deutschland, da eine Kontoeröffnung auch in Österreich erfolgen kann.

Bargeld
Auch wenn der Trend Richtung Internet immer stärker wird, bleibt das Bargeld Mittel Nummer eins, um die Geld zu waschen. Dies gilt sowohl für konventionelle Straftaten, sondern auch für solche, die mit neuen Technologien wie virtuelle Zahlungsmitteln entstehen und bei denen Bargeld nach wie vor eine maßgebliche Rolle spielt und der Tarnung der kriminellen Herkunft dient.

Innerhalb der EU ist die Verwendung von Bargeld einer der Hauptgründe für Verdachtsmeldungen, die einen Anteil von rund 30 Prozent der Meldung ausmachen. Ebenfalls bleibt der physische Bargeldtransfer und Bargeldschmuggel auch in Zukunft eine Herausforderung hinsichtlich ihrer Bekämpfung. Laut hochkonservativen Schätzungen von EUROPOL, die als Grundlage die übermittelten Daten der EU-Mitgliedsstaaten haben, werden in der EU jährlich Bargeldtransfers mit kriminellem Ursprung in der Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro beschlagnahmt. In Österreich konnte im Jahr 2018 ein Gesamtbetrag von 9.883.226 Euro aufgrund von Verdachtsmeldungen sichergestellt werden, was eine Steigerung um das 26-fache im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.

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Artikel Nr: 17407 vom Dienstag, 22. Oktober 2019, 08:30 Uhr
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